Kindheit - Jugend - Familie

Persönliche Etappen

Dorfleben und frische Luft

Ich bin 1983 in Dresden geboren. Nach drei Jahren schlechter Großstadtluft zog die Familie in das kleine, aber idylische Dorf Keila nahe Ziegenrück. Das Leben auf dem Land ist goldwert. Ich verbrachte eine wunderbare Kindheit und entwickelte eine innere Naturverbundenheit. Den Spieltrieb im Kindesalter lebte ich vor allem auf dem örtlichen Bolzplatz, beim Bude bauen oder in den Heuböden aus - es war ein nahezu sorgenfreies Leben für uns Kinder.

1989/90 spürte ich den Umbruch des politischen Systems aber sehr deutlich. Ich erinnere mich noch, wie in Berlin die Wasserwerfer und Mannschaftswagen an der Wohnung meines Großvaters vorbei fuhren. Da meine Eltern in der Bürgerrechtsbewegung aktiv waren, erhöhte sich der Verfolgungsdruck auch auf die Familie. Freiheit und Frieden sind seitdem in meinem Leben wichtige Faktoren für eine lebenswerte Zukunft.

Das Glück der Familie liegt vor allem in der Solidarität untereinander. Denn auch wenn die Welt zusammenbricht, finden wir in ihr Halt. 

 

"Wilder Osten"

Im ersten Jahr nach dem Mauerfall wurde ich eingeschult und wuchs in den "wilden" 90ern zu einem kritisch eingestellten jungen Menschen heran. Bald schon zog die Familie in die Burgstadt Ranis und regelmäßige Besuche in der Jungen Gemeinde führten mich ins Jugendcafe "Holy" in Pößneck.

Es war eine Zeit, in der sich nicht nur das Schulsystem sukzessive wandelte, sondern sich die gesamte Gesellschaft neu schichtete. Für die Bürger und Bürgerinnen war diese Entwicklung mit positiven und negativen Erfahrungen verbunden.

Einerseits lag nun den meisten Europa, ja die ganze Welt sprichwörtlich zu Füssen. Elementare Bürgerrechte, wie die Reisefreiheit, ermöglichten uns beispielsweise herrliche Familienurlaube in den Alpen. Das Wahlrecht förderte eine Neubelebung der demokratischen Kultur, in der sich die Vielfalt unserer Gesellschaft besser wiederspiegelte. 

Andererseits entwickelte die "Wiedervereinigung" eine Dynamik, die vor allem von einem dumpfen Nationalismus geprägt war und die Gesellschaft immernoch zwischen Arm und Reich spaltet. Denn entgegen vieler Erwartungen erlebten die neuen Bundesländer keinen Marshall-Plan zur wohlfahrtsstaatlichen Erneuerung, sondern einen knallharten Finanzkapitalismus, in dem das Prinzip des Ellenbogens und der schnelle Profit zählt.

Im "Wilden Osten" griff eine Art von "Gesetzlosigkeit" um sich. Bis in die Spitze der Landesregierung sowie in zahlreichen Ministerien machte sich Vetternwirtschaft und politischer Amtsmissbrauch breit. Der Verfassungschutz-Skandal ist nur die Spitze des Eisbergs, wie wir seit dem Auffliegen des "NSU-Netzwerks" wissen.

Schockierend war für mich zu erleben, wie Unterkünfte von Migranten oder Flüchtlingen in beiden Landesteilen in Flammen aufgingen. Die Auswirkungen dieser Entwicklung spüren wir bis heute.

Die Geschichte des 20. Jahrhunderts als eine Blaupause für eine tatsächlich bessere Welt zu begreifen, fällt mir nicht schwer!

 

Verantwortung als Vater

Die Gründung einer eigenen Familie gab meinem Leben eine klare Richtung. Mit Kindern zu leben ist eine Bereicherung und sollte für niemanden eine Belastung darstellen.

Natürlich kenne ich nur zu gut die Umstände, mit denen sorgende und pflegende Eltern zu kämpfen haben - woran leider auch viele Beziehungen scheitern. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist nicht zuletzt eine Frage der gegenseitigen Entlastungsmöglichkeit.

So ist es für mich selbstverständlich, bei der Pflege und Erziehung meiner Kinder aktiv mitzuwirken und meiner Lebenspartnerin während ihrer Berufsausbildung bei der Agentur für Arbeit den Rücken frei zu halten.